Der Zensus Bericht aus dem Jahr 2022 ist nun öffentlich und offenbart für die Ortenau zum damaligen Zeitpunkt einen Leerstand von 9.109 Wohnungen. Angesichts der ca. 3.800 Wohnungssuchenden eine erschreckende Zahl.
Dieser Bericht basiert auf einer Umfrage von ausgewählten Haushalten. Mit deren Hilfe errechnet das statistische Landesamt Hochrechnungen für bestimmte Bereiche wie Demografie, Wohnungsbau/Wohnungsbestand und Familienstrukturen. Auf Basis dieser Daten ermittelte man nun also, dass zum Zeitpunkt der Erhebung 9.109 Wohnungen (4,3%) leer standen, wovon 5.201 Wohnungen 12 Monate und länger nicht von Menschen bewohnt waren. Eine Zahl, mit der man die Wohnungsnot in der Ortenau auf einen Schlag beheben könnte.
Während die Politik und die Bauindustrie nach immer mehr Neubaugebieten und Flächenversiegelung verlangen, werden dem Markt immer mehr Wohnungen auch einfach entzogen. Das liegt in den größeren Städten sicherlich auch daran, dass auf höhere Preise spekuliert wird, indem man das Angebot verknappt. Doch in einer ländlichen Gegend wie dem Ortenaukreis liegt es vor allem auch daran, dass viele Vermieter mittlerweile frustriert sind und keine Lust mehr haben, zu vermieten.
Zu groß ist die Angst vor Mietnomaden, Sanierungskosten oder schlechter Stimmung im eigenen Haus. Auch wenn wir Verfechter des Grundgesetzartikels Eigentum verpflichtet sind, können wir auch die Vermieterseite verstehen. Deshalb fordern wir mehr kommunalen Eingriff in den Wohnungsmarkt. Kommunale Wohnungsgesellschaften müssen aktiv auf die Vermieter zugehen, Anfragen auf Aufkauf von Wohnraum stellen oder als Vermieter ähnlich dem Lahrer Modell auftreten.
Um solche zukünftigen Missstände und Verzerrungen im Wohnungsmarkt aber zu verhindern, sollten Kommunen möglichst selbst bauen oder Erbpachtmodelle forcieren. Der Vorteil durch diese Maßnahmen liegt auf der Hand: Spekulationen werden unmöglich, die Mietpreise bleiben niedrig und Wohnraum verbleibt unter demokratischer Kontrolle.