Mittlerweile vergeht auf der Kinzigtalstrecke fast kein Tag mehr, an dem kein Zug ausfällt oder sich verspätet. Unser Gemeinderat Yannik Hinzmann hat sich deshalb mit den Pendlern des 7:32 Uhr Zugs zusammengetan, eine Petition gestartet und den lokalen Landtagsabgeordneten geschrieben:
Sehr geehrte Frau Boser, sehr geehrte Ministerin Gentges,
im Namen der 60 unterzeichnenden Personen und als zukünftiges Gemeinderatsmitglied von Haslach wende ich mich heute an Sie, um die katastrophalen Zustände des öffentlichen Nahverkehrs, vor allem auf der Kinzigtalstrecke, zu thematisieren.
Es vergeht fast kein Tag, an dem kein Zug auf der Kinzigtalstrecke ausfällt oder zu spät kommt. Erst am 25.06. erlebte ich es selbst wieder, als der Zug erst 5, dann 10, dann 15 und schließlich 20 Minuten zu spät in Haslach ankam. Am 27.06. hatte der 7:32 Uhr Zug ausnahmsweise mal nur 5 Minuten Verspätung.
Als ich die Unterschriften am 28.06. zwischen 7:15Uhr & 8:30 Uhr am Bahnhof sammelte, gab es erneut mehrere Zugverspätungen. Hinzu kam, dass ich den geplanten Zug um 7.32 Uhr nicht nutzen konnte, da die Punktekarte-Stempelmaschine nicht funktionierte.
Der Grund für die Verspätung wird einem leider nicht mitgeteilt. Pendler erzählten aber frustriert, dass gerade der 7:32 Uhr Zug ständig mit Verzögerungen zu kämpfen hat. Den Schaden haben dadurch Menschen, die zur Arbeit müssen und durch ihr zu spät kommen dann Minusstunden aufbauen, bei Zugausfällen sogar teilweise Urlaub nehmen müssen. Einige sind deshalb auch auf das Auto umgestiegen. Viele können das aber nicht, weil sie sich einfach keines leisten können.
Aber auch die zahlreichen Schüler oder Menschen, die einfach mal ohne Auto von A nach B kommen möchten, sind von Zugausfällen und Verspätungen betroffen. Das sind aber genau die, die wir für die Verkehrswende begeistern sollten, damit sie gar nicht erst im Autowahn gefangen werden oder eben zukünftig auch mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren.
Leider existiert das Problem der Zugausfälle und Verspätungen nicht erst seit Umstellung der SWEG auf Batteriezüge, sondern ist auch davor schon aufgetreten. Es scheint aber so, dass diese noch einmal zugenommen haben, seit die neuen Batteriezüge eingeführt wurden. Selbstverständlich verstehe ich, dass es hier noch zu Kinderkrankheiten kommen kann, die erst einmal nach und nach behoben werden müssen. Dass aber Züge ganz ausfallen, können wir uns angesichts der notwendigen Verkehrswende nicht leisten. Deshalb ist hier die Frage, warum man nicht die Dieselzüge als Ersatzwägen vorhält, zumindest bis die Probleme dauerhaft behoben sind?
Als besonders ärgerlich sehen es die unterzeichnenden Petenten auch an, dass einem nicht mitgeteilt wird, warum es zur Verspätung kommt. Eine offenere Kommunikation könnte hier die Gemütslage mancher Pendler zukünftig vielleicht proaktiv abkühlen. Denn dann lässt sich auch abschätzen, ob sich die angezeigte Verspätung im Verlauf noch weiter aufsummiert oder tatsächlich so lange wie angezeigt dauert.
Weiter stellt sich für mich und viele Pendlerinnen und Pendler die Frage, wieso der Umstieg in Hausach notwendig wurde, wenn man von Freudenstadt aus kommt. Als Begründung wird eine fehlende Weichenverbindung angeben. Die Einführung der Batteriezüge war nun aber wirklich kein plötzliches Ereignis, sondern jahrelang angekündigt. Warum hat sich hier niemand darum gekümmert, dass die Züge überhaupt mit den Gleisen und Weichen kompatibel sind?
Die Umsteigezeit von Gleis 2 auf 1 bei einem nicht barrierefreien Bahnhof klappt somit nur, wenn der Zug auch wirklich pünktlich ankommt.
Ein absolutes Sicherheitsrisiko stellt auch die Durchfahrt des RE vor dem 7.32 Uhr Zug von Hausach Richtung Offenburg im Haslacher Bahnhof auf Gleis 2 dar. Dieser trifft ca. um 7.28 Uhr ein und rauscht ohne Ankündigung mit voller Geschwindigkeit durch den Bahnhof. Eine Vorwarnung, wie dies früher der Fall war, könnte hier zukünftig das Risiko eines Personenschadens senken.
Ich hatte Ihnen bereits am 17.12.2023 eine leider bis heute unbeantwortete Mail geschrieben. Darin hatte ich bereits erwähnt, dass die Versäumnisse der Landesregierung in Sachen öffentlicher Nahverkehr das Vertrauen in die Verkehrswende zerstören. Was gedenken Sie sowie die Landesregierung zu unternehmen, um die Situation gerade auf der Kinzigtalbahnstrecke zu verbessern? Wann können wir mit einem Ende der ständigen Zugausfälle und Verspätungen rechnen? Wird die Landesregierung für entstandene Minusstunden aufkommen? Wann kommt die versprochene Mobilitätsgarantie sowie der Mobilitätspass und wurde hier auch eine Abgabe für Unternehmen geprüft?
Leider ist die Kinzigtalstrecke auch nicht die einzige Bahnstrecke, auf der es aktuell hapert. Menschen vom Harmersbachstal und Renchtal beschweren sich ebenfalls. Man erhält den Eindruck, dass man gar nicht möchte, dass Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Das finde ich ehrlich gesagt beschämend angesichts der Unsummen, die wir in Projekte wie Stuttgart21, die absolut nichts an der Situation verbessern, versenken.
Über die Beantwortung der Fragen sowie über eine zügige Behebung des Missstandes im ÖPNV würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Yannik Hinzmann