Wenn Waren immer teurer werden, dann erklären uns die Kapitalisten meist, dass die Nachfrage das Angebot regelt. Der Strom sei also aktuell so teuer, weil gerade viel nachgefragt wird, bzw. weniger Ressourcen wie z.B. Gas vorhanden sind. Schuld sei Putin, weil er weniger Gas liefere und der Krieg in der Ukraine die Preise nach oben treibe.
Doch Gas macht lediglich 15% der Energieerzeugung in Deutschland aus. Wie kann es also sein, dass dieser Rohstoff die Preise nach oben treibt?
Weil der Strompreis an der Börse sich immer am teuersten Anbieter orientiert, dessen Angebot einer Bieterrunde zuletzt gekauft wird. Bietet also Nr. 1 mit seiner Windkraftanlage jeweils 10cent pro kwh, Anbieter Nr. 2 mit seinem Atomkraftwerk 30 Cent pro kwh und Nr. 3 mit dem Gaskraftwerk 40 Cent pro kwh, richten sich automatisch alle 3 Einkäufe nach dem Gaskraftwerk mit seinen 40 Cent. Bedeutet, auch Nr. 1 erhält jetzt 40 anstatt 10 Cent pro kwh.
Die Verbraucher bezahlen also nicht die realen Stromkosten. Sie bezahlen die fetten Extragewinne, die durch dieses Prinzip entstehen. Da die großen Stromkonzerne über unterschiedliche Energiequellen verfügen, achtet man natürlich darauf, dass vor einem Gaskraftwerk, eher die erneuerbaren Energien abgeschaltet werden. Somit steigt die Chance, dass ein aktuell teures Gaskraftwerk bei der Bieterrunde zum Zuge kommt, die niedrigen Angebote von Solar, Atomkraft und Kohle automatisch nach oben angepasst werden und die Extraprofite für die anderen Anlagen absichert.
Ein Konzept wie die Übergewinnsteuer kratzt dabei nur an der Oberfläche des Problems und kann langfristig keine Lösung sein. Nur mit der konsequenten Vergesellschaftung der Energiekonzerne (inkl. Mineralölkonzerne) und der Abschaffung des Einheitspreisverfahrens, kann das Problem an seiner Wurzel bekämpft werden.