Angesichts der Aussage des Ortenau Klinikums, es gäbe keine hohe Personalfluktuation, meldet sich die Linke Liste Ortenau zu Wort. Aus einer Anfrage, welche von Christian Keller über fast ein halbes Jahr verzögert beantwortet wurde, ist zu entnehmen, dass das Ortenau Klinikum vor allem im Pflegebereich eine sehr hohe Personalfluktuation aufweist.
Allein im Jahr 2019, fanden fast die Hälfte (111 von 243) der Kündigungen im Pflegebereich statt. Spitzenreiter waren hier die großen Kliniken Lahr (32) und Offenburg (53). Ausgehend von den Mitarbeiterzahlen im Pflegebereich von 2018, wären dies allein in Lahr mehr als das Doppelte der angegebenen 4%. LiLO Sprecher Hinzmann weist darauf hin, dass die 4% Angabe des Klinikums lediglich eine Verschleierungstaktik sei, um das Image des Ortenau Klinikums als „guten“ Arbeitgeber aufzupolieren. Dabei seien in den letzten Wochen und Monaten immer mehr kritische Stimmen zum „Arbeitsklima“ laut geworden.
Einer der Versuche diese Stimmen zum Schweigen zu bringen, war der interne Maulkorb an alle Mitarbeiter, sich nicht mehr in der Öffentlichkeit kritisch zu ihrem Arbeitgeber zu äußern. Auf Nachprüfung des Schreibens durch Michael Schubert, Fachanwalt für Arbeitsrecht, wurde der Maulkorb als klar rechtswidrig eingestuft. Auch die vermehrten Aussagen von Mitarbeitern, dass unter Keller das Arbeitsklima noch einmal deutlich schlechter wurde, widerlege die Selbstdarstellung des Ortenau Klinikums. Der hohe Kündigungsstand von Auszubildenden (23 davon allein 15 in Offenburg) bereite der parteiunabhängigen Liste große Sorgen. Um in der Zukunft Fachkräfte an das Ortenau Klinikum binden zu können, sei es essentiell die Arbeitsbedingungen für Azubis zu verbessern und sie nicht als Vollzeitkräfte zu verheizen.
Nach Meinung der LiLO zeigen die Kündigungszahlen, sowie die nicht besetzten Planstellen, dass Pflegekräfte, anders als vom Ortenau Klinikum und der Kreisverwaltung immer behauptet, lieber gerne in kleineren Kliniken arbeiten. Deshalb fordere man erneut eine Demokratisierung der Klinikstrukturen und der Erhalt aller Ortenauer Kliniken.